Bürgerbus macht mobil

Praxisbeispiel aus dem Kyffhäuserkreis

Die Zusammenarbeit von Stadt und ehrenamtlichen Unterstützerinnen und Unterstützern hat den öffentlichen Nahverkehr in Bad Frankenhausen deutlich verbessert.

 

 

Gut gelaunt lenkt Petra Wäldchen den großen Neunsitzer-Bus durch die Straßen von Bad Frankenhausen. Sie ist eine von 17 ehrenamtlichen Fahrerinnen und Fahrern des Bürgerbusses, der seit fast einem Jahr die "heimliche Kreisstadt", wie Petra Wäldchen ihre Heimatstadt liebevoll nennt, mit den Ortsteilen verbindet. Da sie auch als Stadtführerin tätig ist, kann sie fast zu jedem Haus eine Geschichte erzählen.

Der Bürgerbus soll zur Lösung eines Problems beitragen, vor dem besonders Seniorinnen und Senioren in ländlichen Regionen oft stehen: Viele Menschen entscheiden sich mit zunehmendem Alter dafür, das eigene Auto abzuschaffen. Besonders in kleinen Dörfern gibt es aber kaum Einkaufsmöglichkeiten, Ärzte oder Apotheken. Auch Busse und Bahnen fahren mancherorts nur selten. Seniorinnen und Senioren sind daher oft entweder auf die Hilfe von Verwandten oder Bekannten angewiesen – oder müssen sich selbst weiter ans Steuer setzen, obwohl sie das vielleicht gar nicht mehr wollen.

Der Bürgerbus soll an dieser Stelle Abhilfe schaffen, erklärt Bad Frankenhausens Bürgermeister Matthias Strejc: "Wir sind keine Konkurrenz zu Bus und Bahn, wir wollen die Lücken schließen, die im öffentlichen Nahverkehr bestehen." Mit finanzieller Unterstützung durch das Land Thüringen konnte die Stadt einen Bus anmieten. Engagierte Bürgerinnen und Bürger übernehmen ehrenamtlich den Fahrdienst. "Ich bin sehr dankbar, dass so viele Freiwillige mitmachen. Wir sind meines Wissens die erste Stadt in Thü-ringen, die einen richtigen Bürgerbus anbietet, der zuverlässig jeden Tag fährt", erklärt der Bürgermeister. Sogar ein Besuch der Kurkonzerte an den Sonntagen ist für die Bewohnerinnen und Bewohner der Stadtteile nun völlig unkompliziert möglich.

"Um das Konzept umzusetzen, mussten wir relativ viele Fahrer finden", er-läutert Citymanagerin Angelina Schönstedt. Eigens für das Projekt mussten die Freiwilligen den "kleinen Personenführerschein" machen und einen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren. Um die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer nicht zu sehr zu belasten, sind die Fahrpläne in zwei Schichten eingeteilt. Außerdem werde so sichergestellt, dass es nie zu Ausfällen kommt. "Bisher ist der Bus jeden Tag gefahren«, erklärt Petra Wäldchen. "Darauf können wir schon stolz sein."

 

 

 

Matthias Strejc

Bürgermeister Bad Frankenhausen

"Wir sind keine Konkurrenz zu Bus und Bahn, wir wollen die Lücken schließen, die im öffentlichen Nahverkehr bestehen."

Petra Wäldchen

ehrenamtliche Fahrerin des Bürgerbusses

"Der Kontakt zu Menschen ist mir extrem wichtig. Außerdem wollte ich einen Beitrag leisten, dass dieses Projekt gelingt "

Text: Andreas Göbel
Fotos: Volker Hielscher